Shanty Chöre verwandeln den Koppelteich in maritime Gefilde

 
     

Wenn in Kamen plötzlich lauter Seeleute unterwegs sind und Schiffe in See stechen, dann kann das nur eines bedeuten: Shanty Chor Festival. Am Sonntag war es wieder soweit. Da verwandelte sich der Koppelteich in das große weite Meer, die Wiese in einen Strand und auf den voll besetzten Stuhlreihen wurde begeistert mitgeschunkelt.
 
Denn den Kamenern liegt das Meeresrauschen im Blut. Immerhin kommt der Titel Hansestadt anno 1471 nicht von ungefähr. Die Kontakte mit den weit entfernten Städten ließ denn auch manchen auf hoher See anheuern, hat Rolf Pause in den Historien recherchiert. 1910 gründete sich die erste Marinekameradschaft. Daraus entstand erst 1979 der Shanty Chor „Kömscher Bleier“. Die Kamener sind inzwischen zwar mit den Bergkamenern fusioniert. Die Lust an nordischen Klängen ist allerdings geblieben. Das Shanty Chor Festival ist das inzwischen neunte seiner Art. Und selbst WM-Spiele und Wahlen halten die Besucher nicht von den Besucher-Stühlen fern.

Rund 400 Besucher drängelten sich auf dem Gelände, um den Chören zu lauschen. Darunter auch erstmals ein Chor aus Holland. Die 180 Stühle waren längst knapp, als sogar mitgereiste Fanclubs ihre Transparente enthüllten. Fußballfans machten spontan halt und schmückten ihre Pinguin-Maskottchen mit flotten Seemannsmützen. Auf den Pontons im Teich wurde aus zögerlichem Kontakt mit dem feuchten Nass in mindestens einem Fall ein sattes Vollbad. Mit Enkeln, Kindern, Hunden waren ganze Familien unterwegs an den Koppelteich.

Darauf zogen auch wieder beeindruckende Schiffsmodelle ihre Runden. Nicht nur die Kinder warteten geduldig, bis die Fernbedienungen der Leihboote endlich wieder frei wurden und sie selbst gewagte Manöver zwischen Nachbauten der Küstenwache starten durften. Auch mancher Vater war hier nur schwer wieder zum Heimweg zu motivieren.

Schließlich gab es noch mehr zu entdecken. Kuchen und Getränke beispielsweise. Und natürlich zünftige Seemannslieder. Wie die von den „angeheuerten Rabauken“ aus Hiesfeld, die als bescheidenes Boot einst in See gestochen waren und inzwischen als Großsegler in Frankreich, Polen und auf den großen Festivals in den Hafenstädten unterwegs sind. Rolf Pause kennt sie jedenfalls fast alle. Er ist schon seit 1980 Shanty-Sänger, seit 30 Jahren Vorsitzender in Kamen. Er pflegt enge Kontakte zu mindestens 180 Chören und organisiert neben dem Kamener Festival auch die Traditionsveranstaltung beim Hafenfest in der Marina Rünthe.

 
Bericht:© Lokalnachrichten (Katja Burgemeister)
Bilder: © Shantychor Emsmöwen